Montag, 17. Februar 2025

Meditation ist kein Allheilmittel – Kritische Betrachtung eines aktuellen Artikels

Ein aktueller Artikel von Lukas Fischer, veröffentlicht am 16. Februar 2025 auf Our Common Future, thematisiert die „dunkle Seite“ der Achtsamkeitsmeditation und verweist darauf, dass über 10 % der regelmäßigen Meditierenden negative Nebenwirkungen wie Angst, Depression oder Dissoziation erleben. Der Artikel kritisiert zudem, dass die boomende Achtsamkeitsindustrie diese Risiken oft ignoriere und Meditation als universelle Lösung für Stress und psychische Belastungen vermarkte.

Während es wichtig ist, auf mögliche Herausforderungen in der Meditationspraxis hinzuweisen, greift der Artikel in seiner Argumentation zu kurz. Hier einige kritische Anmerkungen:

1. Die fünf Hindernisse der Meditation
In ordentlichen Achtsamkeitskursen wird gelehrt, dass Meditierende mit fünf klassischen Hindernissen konfrontiert werden: Sinnliches Verlangen, Übelwollen, Trägheit, Unruhe und Zweifel. Diese können sich in negativen Erfahrungen äußern, sind aber kein Zeichen für das Scheitern der Meditation, sondern ein normaler Bestandteil des inneren Prozesses. Fehlt eine fundierte Anleitung, können diese Herausforderungen als belastend erlebt werden.

2. Traumasensible Vermittlung und Leitung von Meditationsgruppen
Meditation ist nicht für jeden sofort förderlich, insbesondere nicht für Menschen mit traumatischen Erfahrungen. Ein verantwortungsvoller Unterricht berücksichtigt dies, schafft einen sicheren Raum und erlaubt individuelle Anpassungen. Die beschriebenen negativen Effekte entstehen oft durch mangelnde traumasensible Begleitung und nicht durch die Meditation selbst.

3. Alle Aktivitäten haben Nebenwirkungen – auch Meditation
Wie Sport, Medikamente oder therapeutische Interventionen kann auch Meditation unerwartete Reaktionen hervorrufen. Das Problem liegt nicht in der Meditation an sich, sondern in der oft oberflächlichen und kommerzialisierten Vermittlung. Achtsamkeit sollte nicht als reines Wohlfühltool verkauft werden, sondern als Methode, um bewusster und eigenverantwortlicher zu agieren, statt nur auf äußere Reize zu reagieren.

Fazit:
Der Artikel greift ein wichtiges Thema auf, bleibt jedoch in einer problemzentrierten Darstellung stecken. Meditation ist weder ein Allheilmittel noch eine Gefahr per se – entscheidend ist die Qualität der Anleitung. Eine seriöse Vermittlung setzt Wissen, Erfahrung und eine differenzierte Betrachtung der individuellen Bedürfnisse der Praktizierenden voraus.


Schau auch mal im Seinsraum vorbei, vielleicht ist ja für dich etwas dabei.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

nicht-wissen, Zeugnis geben, handeln - und jetzt?

Was gerade in der Welt passiert, macht mir Angst. Ich sehe, wie das Völkerrecht ad absurdum geführt wird. Abkommen, Bündnisse, ...